Zum Thema Rassereinheit hat sich Rudolf Sewerin in den BV-Nachrichten schon vor vielen Jahren ausführlich geäußert. Dennoch soll hier mit freundlicher Genehmigung einer der Autoren ein weiterer Beitrag zu diesem Thema als Auszug aus der Broschüre DER ALANO - EINE RASSEBESCHREIBUNG (inzwischen auch schon über 20 Jahre alt) veröffentlicht werden, um weiter Klarheit für Neuinteressenten zu schaffen.
Der Alano - ein Mischling?
Nein, er ist die Wiederzusammenführung von Hunden, die schon vor Jahrhunderten eine geschlossene Einheit bildeten, bzw. die gezielte Verpaarung von Hunden gleichen Typus aus verschiedenen Schlägen und Ländern, die zur Blütezeit des Alanos, im Mittelalter, und später kulturell und wirtschaftlich eine Einheit bildeten.
Ausschließlich nationale Interessen waren der Grund für die Zergliederung des Alanos. Heute setzt sich der Bestand an Zuchthunden ausschließlich aus den Schlägen Presa Canario, Alano Espanol und Cane Corso zusammen und selbst hier kommen nur die ursprünglichen, robusten Landschläge zum Einsatz. Alle anderen molossoiden Rassen scheiden auf Grund ihres genetischen Schattens (Gesundheit, Wesen u.v.a) ohnehin aus. Nur ungern geben die Liebhaber der modernen Molosserrassen zu, daß ihre Lieblinge fast ausschließlich dem englischen Mastiff, dem Alano und evtl. dem mitteleuropäischen Bullenbeisser ihre Existenz zu verdanken haben. Aktuelle Beispiele nationalkynologischer Engstirnigkeit sind, unter vielen anderen, die nachfolgend genannten "Rassen":
1. PHARAONENHUND (N' afrika) = PODENCO IBICENO (E) = PODENCO CANARIO (GC)
2. UNG. KUVASZ (HR) = SLOVENSKY CUVAC (SLO) = POLSKI OWCZAREK PODHALANSKI (PL)
3. SARPLANINAC (Istrien) = KRASKI OVCAR/KARST SCHÄFERHUND (Karstgebirge)
4. DEUTSCH DRAHTHAAR (D) = SLOWENSKY HRUBROSTY STAVAC (SLO)
[ Anmerkung: Wem das zu exotisch ist: West Highland White Terrier = Cairn Terrier oder: Norwich Terrier = Norfolk Terrier oder: Schnauzer = Pinscher Man könnte fast endlos so fortfahren... ]
Alle diese o.g. Rassen haben ihren eigenen FCI-Standard, der von ihren Liebhabern und Züchtern vehement verteidigt wird. Obwohl ihnen insgeheim bekannt ist, daß es sich jeweils nur um eine Varietät von ein und derselben Rasse handelt. Ganz ähnlich verhält es sich mit unserem Alano. Wir haben mit der Urform des Alanos nicht den Weg der nationalen Verbohrtheit gewählt, sondern nutzen bei der Zucht die genetische Vielfalt seiner Nachfolgerassen, ohne unser Ziel aus den Augen zu verlieren. Unser Zuchtprogramm steht unbeabsichtigt im Einklang mit den Forschungsstudien von so namhaften Haustier-Genetikern wie Prof. Dr. Schlegel, Dr. Wachtel, Dr. Räber und Prof. Dr. Stur.
Nicht zu vergessen ist, daß selbst der "edelste" aller deutschen Rassehunde von seinem Begründer, Rittmeister v. Stephanitz, noch vor nicht einmal hundert Jahren auf den Bauernhöfen des damaligen Deutschlands aus verschiedenen regionalen Typen zusammengestellt wurde. Sein Ideal: "Nur ein leistungsfähiger Hund kann ein schöner Hund sein" deckt sich exakt mit der Philosophie des Alano Club e. V.. Der Rassehund, den v. Stephanitz damals schuf, hat seinen Zenit schon längst überschritten. Max v. Stephanitz würde sich buchstäblich "im Grabe umdrehen", wenn er sehen könnte, was aus seiner ehemaligen Hochleistungsrasse geworden ist. Bedauernswerte Karikaturen ihrer Selbst!