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In der Ausgabe B "Der Hund" Heft 4/ April 1963 stand dieser Bericht. Aufgestöbert von Heiko Zorn.


 

 

Spezialzuchtgemeinschaft

Bullterrierzüchter

Obmann: Prof. Dr. Funke Görlitz (Sa.) Heilige-Grab-Str. 40

Zuchtleiter: Max Pobel, Riesa, Straße der Aktivisten 2b

Presseobmann: Horst Kralik, Dresden A 53, Loschwitzer Str. 31

 

Ein Erlebnis

 

Sportfreund Fliegner aus Eilenburg berichtet über „ ein aufregendes Erlebnis mit einem Bullterrier“.

Allabendlich erwartet mich schon meine Bullterrierhündin „Ocki“ (Bianca vom Kloster Malchow), um mit Herrchen nach des Tages Last und Mühe einen erholsamen Spaziergang in die Muldenaue zu unternehmen. So auch an dem bewußten 12. November 1962. Herrchen kam besonders spät. Draußen brauten sich die Nebel, und in der Stube war es gemütlich. Ich hatte keine Lust, das warme Heim zu verlassen. Anders dachte Ocki. Dauernd stupste sie mich mit ihrem Kopf und lief zur Tür: eine unmißverständliche Aufforderung zum Spaziergang. Ja, wer kann da noch widerstehen? Also, die Gummistiefel an und den Lodenmantel übergeworfen und ein Griff zur Leine. Das war das sichere Signal für Ocki, daß sie gesiegt hatte, und vor überschäumendem Temperament sprang sie an mir hoch, bumste vor Erwartung an die Tür, daß es nur so krachte.

Im freien Gelände ließ ich Ocki laufen, obwohl es bereits dunkel war, denn ich weiß, daß sie niemanden etwas zuleide tut, wer sich im Gelände normal bewegt. Auf einen Pfiff hin ist sie sofort zur Stelle. Ich erreichte ein kleines Wäldchen. Ocki war außer Sicht- und Hörweite für mich. Plötzlich hörte ich, wie den einsamen Waldweg entlang jemand im Dauerlauf auf mich zugelaufen kam. Ich ahnte Fürchterliches! Wenn Ocki dies hört, dann wird sie vermuten, der Unbekannte hege böse Absichten auf mich. In diesem Falle setzt Ocki sofort lautlos zum Angriff an. Ich rief laut: „Halt, stehen bleiben, nicht rühren, sonst fällt Sie der Hund an!“ Mein Gegenüber, etwa dreißig Meter entfernt, leuchtete mich mit der Taschenlampe an, und im Schein der Lampe konnte ich sehen, daß Ocki wie ein Sturmwind aus dem Dickicht hervorbrach und aus vollem Lauf den Gegner ansprang. Von der Wucht des Rammstoßes wurde der Mann umgerissen, und die Lampe entglitt seiner Hand, brannte aber weiter. Ich schrie: „Keine Bewegung machen!“ Das war aber gar nicht nötig, denn der Mann war vor Schrecken so gelähmt, daß er sich sowieso nicht rührte.

Zum Glück ist Ocki wohlerzogen. Ist der Gegner kampflos, beißt sie nicht zu, sondern hält ihn in Schach bis Herrchen da ist. So auch in diesem Falle. Im Schein der Lampe sah ich, wie Ocki die Füße auf die Brust des Gegners stemmte und ihren schrillen Kampfruf erschallen ließ, wie er nur dem Bullterrier eigen ist.

Im schnellen Lauf eilte ich hinzu und befreite das unglückliche Opfer aus seiner misslichen Lage. Ich lobte natürlich meine Ocki ausgiebig.

Dies alles spielte sich in Sekundenschnelle ab. Bei dem unbekannten Mann handelte es sich um einen Sportler, der abends noch seinen Trainingslauf machte. Ich entschuldigte mich und kam mit dem Sportfreund ins Gespräch über Bullterrier, nachdem sich sein erster Schrecken gelegt hatte. Der Sportfreund zeigte Verständnis und war begeistert über diese Rasse. Er äußerte, wenn er einmal die Möglichkeit haben sollte, sich einen Hund zu halten, dann käme nur ein Bullterrier in Frage. Ich sagte ihm: „Ocki kann jetzt ruhig von Ihnen gestreichelt werden.“ Er wollte das nicht glauben und tat es deshalb sehr vorsichtig, aber dann merkte der Sportfreund, wie Ocki sich freudig an ihn schmiegte. Ich erklärte ihm dieses Verhalten. „Aus unserem ruhigen Gespräch entnimmt der Hund, dass Sie mir freundlich gesinnt sind. Wir können gleich einmal die Gegenprobe machen.“ Wir beschimpften uns. In dem Augenblick war aus dem liebenswürdigen Tier eine Kampfmaschine geworden, die bereit ist, für sein Herrchen bedingungslos zu kämpfen. Noch ein freundschaftlicher Händedruck, und ich setzte meinen Spaziergang fort, in dem freudigen Bewusstsein, einen Gefährten zu nhaben, der mich in Gefahr verteidigt.

Ich halte meine Ocki nicht nur als Tierfreund, sondern sie hat auch eine große Aufgabe als Wächter eines wichtigen Versorgungsbetriebes zu erfüllen. Der zuständige Abschnittsbevollmächtigte der Volkspolizei überprüfte nachts die Sicherheit des Betriebes und konnte sich von der Unbestechlichkeit des vierbeinigen Wächters überzeugen. Er erklärte, daß damit der Betrieb ausreichend gesichert sei.
Durch Ocki werden zwei Wachleute eingespart.

Gerhard Fliegner, Eilenburg

 

[Anmerkung: Ocki war eine gestromte Zuchthündin, geboren am 15.08.1957, DDR-Sieger 1959]




 

 



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