er Bullterrier ist wie jeder Hund ein Beutegreifer, früher konnte man noch Raubtier sagen, ohne gleich schief angesehen zu werden. Zum Hund gehört nun mal ein gesundes, möglichst kräftiges und eben auch vollständiges Raubtiergebiß. Darauf lege ich schon immer Wert. "Ein Hund mit großen Zähnen gebraucht diese auch scharf." Ich glaube, so aus dem Gedächtnis heraus, der bekannte Jagdkynologe und Mitbegründer der Rasse Deutscher Jagdterrier, Rudolf Frieß, schrieb das in "Hatz Watz" oder "Bodenjagd". Auch Rudolf Sewerin hat zu den Zahnfehlern im Interview (höre hier) etwas gesagt. Dennoch will ich das Thema hier noch einmal aufgreifen. Der Hund hat im Normalfall 42 Zähne. Fehlt da einer, ist das ein Fehler. Ein sogenannter Zahnfehler eben. Genauso ist es mit der Zahnstellung, wenn da etwas nicht so ist wie Mutter Natur das vorgesehen hat. Der Wolf hat übrigens, im Unterschied zum beim Hund zumeist geforderten Scherengebiß, ein Zangengebiß. Das macht sich zum Beispiel beim Ablösen kleiner Fleischfetzen von Knochen und auch bei der Fellpflege besser. Durch das Fehlen von Zähnen oder auch durch eine Überzahl an Zähnen, Vielzahnigkeit genannt, kann es ebenso zu Fehlstellungen kommen, wie durch zu kurze Kiefer. Zähne haben Funktionen. Die hat Mutter Natur ihnen gegeben. Stimmt mit den Zähnen oder mit der Zahnstellung etwas nicht, kann das schon mal die Funktion beeinträchtigen und ist dann kein alleiniger Schönheitsfehler mehr, wobei es schon verwunderlich sein müßte, daß ausgerechnet die Schönheitszüchter und -richter keinen Wert drauf legen. Fehlen dem Hund Zähne, ist er deswegen nicht gleich insgesamt schlecht, aber eben doch fehlerbehaftet. Zudem ist sowas erblich. Und genau das ist der springende Punkt. Am Ringrand einer Ausstellung für Bullterrier in England soll schon vor vielen Jahren jemandem vom Richter darauf, daß er als Beobachter das schlechte Gebiß der Hunde bemängelt hat, "Sind Sie etwa Dentist?" erwidert worden sein. So eine Antwort ist so dämlich wie peinlich. „Wer den Gedanken nicht angreifen kann, greift den Denker an. - Paul Valery“ Dämlich kommt übrigens von Dame, aber das ist ein anderes Thema und sei deshalb nur am Rande erwähnt. Ich bin z.B. kein Kardiologe, würde es aber trotzdem begrüßen, wenn die Herzen der Bullterrier einwandfrei arbeiten und anatomisch korrekt ausgebildet sind. Ob die Hunde es noch am rechten Fleck haben, ist dann nochmal eine andere Frage. Ich bin auch weder Internist noch Tierarzt, plädiere aber trotzdem dafür, daß Hunde zwei gesunde Nieren haben sollen. Nicht eine und nicht drei, sondern zwei. Zurück zu den Zähnen. Schaut man sich den offiziellen FCI-Rassestandard des Bullterriers an, findet man unter dem entsprechenden Punkt folgendes:
"KOPF: Kiefer / Zähne : Unterkiefer tief und kräftig. Zähne tadellos, sauber, stark und von guter Gröβe; ausgesprochen gleichmäβig mit einem perfekten, regelmäβigen und vollständigen Scherengebiss, wobei die obere Schneidezahnreihe ohne Zwischenraum über die untere greift und die Zähne senkrecht im Kiefer stehen."
und weiter:
"FEHLER : Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten sollte als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte und dessen Einfluss auf die Gesundheit und Wohlbefinden des Hundes zu beachten ist." siehe hier
Rassestandards können ausgelegt werden und man macht das zum Teil auch bis ins Groteske und Krankhafte. Bei den Zähnen ist der Rassestandard aber recht eindeutig. Man kann sie sogar ganz einfach abzählen. Aber Rassestandard hin oder her, der Hund hat nunmal 42 Zähne - von Natur aus. Sie ist der Maßstab an der sich auch jeder Rassestandard messen lassen muß, nicht an menschlicher Dekadenz und Ignoranz.