Aus der Zeitschrift "DER HUND" aus den 60er Jahren - eingesandt von Heiko Zorn
Bärbel v. Kralik, Dresden
Sauhatz mit dem Bullterrier
Über den Bullterrier wird viel erzählt, seinem Körberbau und seinem großen Kampftrieb entsprechend wird er vielseitig eingesetzt, so als Schutz-, Haus- und Wachhund, seinem Wesen aber am meisten entsprechend als Jagdhund und da speziell für die Arbeit am Schwarzwild.
Diese Arbeit kann man nicht mit Kommandos trainieren, sondern hier muß der Bull sich wirklich dem Sinn seiner Züchtung entsprechend voll einsetzen. Er muß bedingungsloses Draufgängertum zeigen, denn die Sau ist ein unerbittlicher Gegner, und da sie dem Bull körperlich und kräftemäßig weit überlegen ist, muß er dies wettmachen durch seinen harten und festen Packgriff, durch Wendig- und Schnelligkeit und vor allem durch seine Zähigkeit und seinen Schneid; denn hier kämpft die Sau um ihr Leben, und einmal nachgeben bedeutet für den Bull, daß er verloren hat.
Leider werden unsere Hunde nur noch zu einem niedrigen Prozentsatz jagdlich eingesetzt, die Technik und unsere Weiterentwicklung haben das mit sich gebracht. Deshalb haben wir uns auch bemüht, als sich die Möglichkeit abzeichnete, einer Saujagd mit dem Bull beizuwohnen. Die Momente und Minuten bei dieser Jagd gingen für alle daran Beteiligten wie im Flug vorbei, und nach dem Packen und Abfangen sind wir, die dies miterlebten, erst richtig zum Nachdenken gekommen. Ein Sportfreund aus der CSSR, Förster Anderle (schon öfter wurden von ihm Artikel veröffentlicht), war bemüht - zusammen mit dem Filmkollektiv der Skoda- Werke in Plzen -, einen Film über die Jagdeigenschaften des Bullterriers zu drehen. Er wollte sozusagen durch den Film beweisen, wie berechtigt der gute Ruf des Bulls ist. Mit diesem Film wollte er den Platz festigen, der dem Bull gebührt, und dokumentieren, wie unrecht es ist, wenn er von manchen ob seines Aussehens als "lächerliche Figur" betitelt wird. Die Rahmenhandlungen des Films waren bereits abgedreht, es fehlte nur noch das Kernstück, nämlich die Arbeit unmittelbar an der Sau, bei der die Bullterrier dieselbe packen und fixieren, um somit Förster Anderle die Möglichkeit zu geben, die Sau mit dem Saufänger abzufangen. Aber alles das ist leicht gesagt, doch nicht getan. Woher eine Sau nehmen und dann gleich den ganzen Filmstab parat haben, ganz zu schweigen von den nötigen Lichtverhältnissen zum Drehen. All diese Schwierigkeiten wurden uns bei einem Besuch in der CSSR erzählt, und schnell waren wir verständlicherweise von diesem Plan eingefangen und begeistert. Wir versprachen unseren Sportfreunden aus der CSSR nicht zuviel, aber auf alle Fälle, daß wir unsere Kraft einsetzen wollten, um zu versuchen, die Möglichkeiten zu einer guten Beendigung des Films in unsere Republik zu suchen. Und bei dieser Gelegenheit und auf diesem Wege möchten wir alle Beteiligten recht herzlich danken für ihre Bereitwilligkeit und vor allem für das Verständnis, was sie amtlicherseits uns und der ganzen Idee entgegenbrachten, um uns mit einem Stück Schwarzwild und ihrer Hilfe bei der Beendigung des Films zu unterstützen.
Der Termin für die Dreharbeiten war abgesprochen, und so erwarteten wir am 24. November 1965 bei uns in Dresden unseren Bullterrierfreund Förster Anderle, Herrn Horacek, den Bezirksjägermeister von Plzen, und fünf Kameraleute einer Amateurfilmgruppe der Skoda- Werke unter der Leitung ihres Regisseurs, Herrn Höll - vor allem aber die Hauptdarsteller, die Bullterrier Bibi und Clip aus dem Zwinger "Gladiator" des Försters Anderle. Unsere Spannung hatte fast den Höhepunkt erreicht, als die Erwarteten nach schlechter Fahrt bei dichtem Schneetreiben mit ziemlicher Verspätung eintrafen. Nach einem herzlichen Willkommen informierten sich unsere Gäste über die Außentemperaturen und bereiteten ihre Kameras für die Aufnahmen vor. Gemeinsam fuhren wir alle am 25. November 1965 in die wunderschönen Wälder, die das alte Barockschloß Moritzburg umgeben, wo vor reichlich 200 Jahre,n August der Starke mit großen Hundemeuten Jagden und Treiben abhielt. Sollten heute die zwei Bulls das Schwarzwild stellen und packen, wo damals noch nicht an die Rasse zu denken war, sollten sie den Instinkt zur Jagd noch so perfekt in sich haben, um entsprechend dieser damaligen Zeit zu jagen und nicht wie heute das Wild vor die Flinte des Schützen bringen
Fortsetzung folgt.
Anmerkung: Die Fortsetzung dieses Artikels konnte leider nicht mehr gefunden werden